Kunst & Kultur in der St. Martin-Kirche
Geschrieben von Siegfried Scharbert 2013
Der 17 m lange und 9 m breite einschiffige überwölbte Ziegelbau war bis 1980 nur grau verputzt. Er hat ein sogen. Krüppelwalmdach. Der angebaute quadratische fünfgeschossige Glockenturm steht an der Nordwestecke und endet an der Ost- und Westseite im spitzen Giebel unter einem Satteldach. Die geostete polygonale Apsis ist innen durch einen rundbogigen Triumphbogen und drei Stufen vom Schiff getrennt. Südlich der Apsis ist die Sakristei angefügt. An der Eingangsfront, der stilvoll gegliederten Westfassade, sind die Portale und Fenster mit verziertem Natursandstein gefasst. Die beiden Türen und die Sakristeitür sind fast ganz mit dekorativen Beschlägen versehen.
Ursprünglich hatte die Kirche drei Glocken, die aber jeweils nach den beiden Weltkriegen ersetzt werden mussten. Jetzt sind nur noch zwei vorhanden. Die erste Orgel lieferte in den 1930er Jahren die Kaiserswerther Firma Fabritius; die jetzige ist von Karl Bach/Aachen.
Die Innenausstattung ist inzwischen spärlicher geworden, hauptsächlich infolge der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils, aber auch aus gewandelten Geschmacksgründen. Von der 1920 von dem Krefelder Kirchenmaler Heil geschaffene komplette Ausmalung wurde – abgesehen von einem gefälligen Deckenornament über der Orgelbühne – im Rahmen der großen Renovierung Anfang der 80er Jahre unter dem Pfarrrektor Konrad Mohr nur die Darstellung des Jüngsten Gerichts in den Kappen des Chorgewölbes restauriert: in der Mitte Christus als Weltenrichter, links und rechts Maria und Johannes der Täufer, außen zwei Engel mit Posaunen (s. Link zu den Kirchenfenstern).
Die zehn Buntfenster hat der Krefelder Glasmaler Josef Strater entworfen. Die Werkstatt Derix in Kaiserswerth hat die Entwürfe ausgeführt: 1946/47 die sieben Seitenfenster, welche ornamental die Sakramente symbolisieren, sowie 1953 die drei Chorfenster, die (von links) die Heiligen Bonifatius, Martinus und Stephanus darstellen.
Von den mobilen Kunst- und Kultgegenständen scheint nur die dem Barock zugeordnete Holzfigur des Kirchenpatrons ( St. Martin bei der Mantelteilung) aus der alten Kirche erhalten zu sein. Über die Qualität und den Verbleib weiterer in der Vorgängerkapelle befindlichen Statuen der hl. Katharina und der hl. Magdalena, 1855 von den Geschw. Sassen von Haus Kierst gestiftet, sowie von zwei Ölgemälden ist nichts mehr bekannt.
Erwähnenswert sind noch zwei Reliefs, die heute an der Chorwand angebracht sind und Christi Geburt und Auferstehung veranschaulichen. Eventuell sind die ähnlich gestalteten 14 Kreuzwegstationen im Kern noch diejenigen, die der Franziskaner Pantaleon Freibitter (Düsseldorf) für die Ersteinrichtung 1911 schuf.
Andere Zeugnisse aus der historistischen Epoche, darunter großzügige Stiftungen, wie der Hochaltar, die Kanzel (links des Triumphbogens) und die Kommunionbank wurden beseitigt. So wich der im typischen Stil der Schreinergotik 1911 geschaffene Hochaltar, dessen hohe Retabel (Aufsatz) sogar das Gesims unter den Chorfenstern überragte, einem einfachen Altartisch. Das Tabernakel wurde – neu umrahmt – in die Chorwand eingemauert. Von den drei Mosaiken der Kommunionbank wurde eines, die Emmaus-Szene, in die Predella des neuen Altares übernommen. Dessen Verkleidung, den Ambo, die Kerzenleuchter und Sitze im Chor, Umrahmungen und weitere Holzarbeiten schuf und spendete der Kunstschreiner Johannes Toups. Von zwei Beichtstühlen ist einer heute im Turm untergebracht. Erwähnenswert ist noch das hölzerne Hängekreuz, deren Alter und Herkunft ebenfalls nicht zu erfahren waren.
Im Rahmen der Generalüberholung 2008/09 wurde der Vorplatz mit dem Ehrenmal von der St. Martinus Schützenbruderschaft von 1858 anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens neu gestaltet. Das 1958 aus Sandstein gehauene ca.2 m große Kriegerdenkmal hat die Inschrift: „Den Toten der großen Kriege zum Gedenken".
Das Engagement der St. Martinus Schützenbruderschaft im religiösen Brauchtum zeigt sich auch abseits des Kirchplatzes. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Kirche im Jahre 2011 stiftete die Bruderschaft ein Wegekreuz und ließ es am sanierten und erweiterten Rheindamm aufstellen. Der Schutz des Ortes gegen Hochwasser wird unter Gottes Segen gestellt.
Link: zur Homepage der Kath. Pfarrei Hildegundis von Meer
Link: zu den Fenstern von St. Martin
Literatur:
Regenbrecht, Michael (hrsg. im Auftrag des Heimatkreises Lank e.V.): 1100 Jahre Langst-Kierst und Ilverich. 904 – 2004, Meerbusch 2004.
Radmacher, Franz-Josef: Die Kierster St. Martinus-Kapelle besteht 75 Jahre, in: Meerbuscher Geschichtshefte. Beiträge zur Geschichte und Volkskunde der Stadt Meerbusch und ihrer ehemals selbständigen Gemeinden, Heft 3 (1986), S. 28-34.
Buscher, Georg: Geschichte der niederrheinischen Pfarre Lank, unveröffentl. Typoskript, o.O. [1947], S. 181-201;
Handbuch des Bistums Aachen, Aachen 1994, S.1008 f.
Klütsch, Margot: Meerbuscher Kunstwege. Kunstwerke und Denkmäler im Stadtbild. Düsseldorf 2010, S. 128 (Kriegerdenkmal).
Werner, Johannes: Die Kirchenfenster von St. Martin in Langst-Kierst, in: Lanker Heimatblätter, Jg. 44/2017, S. 55 ff.
Mündliche Auskünfte von Johannes Toups und Ludwig Hage-Hülsmann
....und so sehen Künstlerinnen und Künstler die Kirche
Helga Ebner (Aquarell) Ilse Petry-Ambrosius (Aquarell)
Ilse Petry-Ambrosius (Radierung)