Kreuzwege / Fußfälle

Geschrieben von Falk Neefken am .

Kreuzwege / Fußfälle


geschrieben von  Dr. Margot Klütsch 18.01.2013


Als eigentlicher "Kreuzweg" gilt der Weg, den Jesus von Jerusalem bis zu seinem Tod auf dem Berg Golgatha zurücklegte. In der Folge übernahm man diese Bezeichnung für einen Andachts- und Gebetsweg, bei dem Gläubige den Leidensweg Jesu nachvollziehen, wobei einzelne, nicht einheitlich festgelegte Stationen der Kreuztragung bildlich dargestellt werden. Die gängigen Darstellungsformen sind Bilderzyklen, Wegekreuze und schließlich Bildstöcke mit figürlichen Szenen, die auch als "Fußfälle" bezeichnet werden. Woher dieser Begriff kommt, ist nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich bezieht er sich auf das Niederknien der Gläubigen vor den Leidensstationen. Es ist auch möglich, dass die Bezeichnung sich von den Fußfällen Christi bei der Kreuztragung ableitet.


Der Kreuzweg mit sieben Stationen
Die Tradition der Kreuzwege begann in Jerusalem, wo Pilger in Erinnerung an die Passion den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" (= schmerzreiche Straße) nachgingen. Der Weg umfasste ursprünglich nur zwei Stationen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die dann übliche Form des Kreuzwegs mit sieben Stationen, die sich teilweise aus Beschreibungen in den Evangelien bzw. in Anlehnung an Psalmen herleiten. Die Siebenzahl weist auf die sieben Stundengebete der Passion in Verbindung mit den sieben Fällen Jesu und auch auf die sieben römischen Pilgerkirchen. Denn schon in frühchristlicher Zeit kam der Brauch auf, eine Pilgerreise zu den sieben Hauptkirchen Roms zu unternehmen.1394 erlaubte ein Dekret von Papst Bonifatius IX. diese Prozession auch in Köln durchzuführen, die dann folgerichtig als "Römerfahrt" bezeichnet wurde. Der Besuch der dortigen Hauptkirchen wurde mit einem speziellen Ablass verbunden. Der Brauch verbreitete sich im gesamten Rheinland. Ziele waren neben Köln u. a. Aachen, Trier und Düsseldorf. Schließlich wurde die „Römerfahrt" auch in kleinen dörflichen Gemeinden als innerörtliche Gebets- und Feldprozession zu den sieben Fußfällen eingeführt. Als symbolische Nachbildung der Via Dolorosa ersetzte dieser Weg die aufwändigen Pilgerreisen in die Ferne, die sich nur die wenigsten Gläubigen leisten konnten.


Der älteste Kreuzweg auf deutschem Gebiet wurde 1493 in Lübeck angelegt. Mit einer Länge von 1650 Metern und einem aufgeschütteten Hügel am Ende orientierte er sich sehr eng an dem Vorbild in Jerusalem.
Für den siebenteiligen Kreuzweg bildeten sich folgende Stationen heraus, die allerdings keinem festen Kanon unterliegen:
1. Jesus im Garten Gethsemane
2. Dornenkrönung
3. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
4. Jesus begegnet seiner Mutter
5. Jesus fällt unter dem Kreuz
6. Jesus stirbt am Kreuz
7. Jesus liegt auf Marias Schoß (Pietà)

Die Prozession zu den sieben Fußfällen blieb in machen ländlichen Gebieten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts lebendig, nicht nur während der Passionszeit, sondern auch als Gebetsweg im Gedenken an Verstorbene.


Der Kreuzweg mit vierzehn Stationen
Die Tradition, den Leidensweg Jesu von der Anklage vor Pontius Pilatus bis zur Grablegung in 14 bebilderten Stationen nachzuzeichnen - gleichsam eine Verdopplung des bis dahin üblichen Gebetsweges - geht auf die Zeit um 1600 zurück. 1731 kanonisierte Papst Clemens XII. den vierzehnteiligen Kreuzweg und verband ihn wiederum mit besonderen Ablässen. Der Weg umfasst folgende Stationen:
1. Jesus wird zum Tod verurteilt
2. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
3. Jesus fällt zuim ersten Mal unter dem Kreuz
4. Jesus begegnet seiner Mutter Maria
5. Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen
6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
7. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
8. Jesus begegnet den weinenden Frauen
9. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
10. Jesus wird seiner Kleider beraubt
11. Jesus wird ans Kreuz genagelt
12. Jesus stirbt am Kreuz
13. Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
14. Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt


Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begannen die Franziskaner, den vierzehnteiligen Kreuzweg vom Außenbereich in das Kircheninnere zu verlegen. Dabei wurden die Stationen jeweils mit einem Kreuz und den entsprechenden bildlichen Darstellungen unmittelbar an den Kirchenwänden angebracht. Dieser Gebetsweg stieß bei den Gläubigen auf große Resonanz, denn so konnte man den Kreuzweg begehen, ohne lange Wege zurücklegen zu müssen. In der Folge wurde der vierzehnteilige Kreuzwegzyklus fester Bestandteil katholischer Kirchen.


Siebenschmerzenweg
Neben dem traditionellen Kreuzweg existiert eine andere Form des Gebetswegs mit sieben Stationen: Der Weg der "Sieben Schmerzen Marias". Deren Gedenktrag ist im katholischen liturgischen Kalender der 15. September. Papst Pius VII. führte ihn 1814 als Dankfest für seine Befreiung aus der napoleonischen Gefangenschaft ein. Das Fest der "Sieben Schmerzen Marias" geht allerdings auf eine weitaus ältere Tradition zurück. Schon 1423 auf einer Kölner Synode erwähnt, wurde es 1688 von Papst Innozenz XI. eingeführt und schließlich 1727 von Papst Benedikt XIII. für verbindlich erklärt. Der Gebetsweg umfasst folgende Stationen:
1. Die Weissagung Simeons

2. Die Flucht nach Ägypten

3. Der zwölfjährige Jesus im Tempel

4. Die Begegnung auf dem Kreuzweg

5. Maria unter dem Kreuz

6. Jesus auf dem Schoß seiner Mutter (Pietà)

7. Die Grablegung Christi

Literatur
Franz Heckmanns und Paul Fischer, Die sieben Fußfälle, eine alte Volksandacht unter bes. Berücksichtigung der Fußfälle in der Umgebung Krefelds, Hüls-Krefeld 1921.
Marie-Sophie Aust, Fußfall, in: Heimat Meerbusch, Hrsg. Stadt Meerbusch Volkshochschule, Meerbusch 1985, S. 62.
Franz-Josef Radmacher, Sieben Fußfälle und Römerfahrt, in: Dä Bott - Lanker Heimatblätter, 7. Mappe, 2001, S. 164-166.
wikipedia, Lemmata: Kreuzweg, Sieben Fußfälle, Gedächtnis der Schmerzen Mariens